Am Dienstag konnte ich feststellen, dass Magnus Carlsen auch nur ein Schachspieler ist. Ich erkenne sogar deutlich Parallelen zu mir (mit dem Unterschied, dass Magnus erheblich besser Schach spielt).
Sicherlich gibts hier auch Schachspieler, die psychisch ganz anders gestrickt sind. Aber das Verhalten von Magnus gibts in allen Spielstärken.
Er wollte am Dienstag gewinnen. Weil er der stärkere Spieler ist. Weil er Weiß hat.
Sowas kenn ich. ich will auch manchmal unbedingt gewinnen. Weil mein Gegner ständig hustet, doofe Geräusche macht, der schlechtere Spieler ist, Probleme beim Notieren von Zügen hat oder ich ihn nicht ausstehen kann.
Also mache ich es wie Magnus am Dienstag. Ich gehe dem Remis aus dem Weg auch wenn es fast unvermeidbar ist. Versuche Schärfe ins Spiel zu bringen, obwohl es nicht gut ist. Klar ich bin der stärkere Spieler, da werden auch einige zweifelhafte Züge nicht verlieren. Irgendwann wird er sich im Variantendickicht verirren.
Nachdem ich die klare Remisvariante durch Verweigerung ausgelassen habe mach ich dann den Oberbock. Der schlechte Gegner wird plötzlich zum Tiger. Und ich zum Opfer.
Wenn dann alles vorbei ist will ich weg. Mich in Luft auflösen. Irgendwo hin wo keine Menschen sind. Auf den Mond.
Magnus hats da nicht so leicht. Der muss noch Pressekonferenzen abhalten. Ich muss nur Bemerkungen von Mannschaftskollegen ertragen.
Danach treffen wir uns auf dem Mond. Natürlich jeder auf seiner Hälfte.